Engelwurz
Lateinischer Name:
Angelica archangelica
Volksnamen:
Angelikawurzel, Angelik, Engelbrustwurz, Gartenangelik, Giftwürze, Heiligenbitter, Heiliggeistwurzel, Theriakwurzel
Familie:
Doldenblütler (Apiaceae)
Geschichte:
Erstmals in einem Kräuterbuch erwähnt wurde sie als Angelica im nordeuropäischen Galgant-Gewürz-Traktat aus dem 14. Jahrhundert, das wohl fälschlich einem „Alexander Hispanus“ als Verfasser zugesprochenen wurde.[28] Dieser Galgant-Gewürz-Traktat gibt für die Arznei-Engelwurz folgende Wirkungen an:
- Abwehr von „Zauber und Gift“
- Reinigung der Brust (daher der Name „Brustwurz“)
- Heilung von Bissen wütender Hunde
- Verdauungsanregung.
Droge:
- Angelicae folium – die getrockneten Blätter
- Angelicae fructus – die getrockneten Früchte
- Angelicae radix – Angelikawurzel
Inhaltsstoffe:
- ätherisches Öl
- Furanocumarine: Xanthotoxin, Imperatorin, Angelicin, Archangelin
- Cumarine: Umbelliferon, Osthol, Osthenol und andere
- ätherisches Öl (Wurzel und Früchte): α-Phellandren, β-Phellandren, α-Pinen
- Osthol ist der Hauptinhaltsstoff in Wurzeln, Imperatorin der wichtigste Stoff in Früchten.
Indikation:
Appetitlosigkeit; dyspeptische Beschwerden wie leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen, Magersucht, Bronchitis
Wirkung:
spasmolytisch; cholagog; Förderung der Magensaftsekretion
Volksmedizinische Verwendung:
In der Volksmedizin wird das ätherische Öl (Angelicae aetheroleum) aus den Wurzeln innerlich gegen Schlaflosigkeit und äusserlich gegen Rheuma und Neuralgien angewendet (ohne Wirkungsnachweis). In grösseren Mengen ist das ätherischeÖl toxisch.
Das Öl aus Wurzeln und Samen ist Bestandteil vonKräuterlikören und Bitterschnäpsen, wie Boonekamp, Bénédictine undChartreuse. Kandierte Stängel werden als Süssigkeit und als Verzierung für Backwaren angeboten. Engelwurz ist auch Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks.
Mit den Früchten werden Wermutwein, Gin und Chartreuse aromatisiert.
Nebenwirkungen:
Die in Angelikawurzel enthaltenen Furocumarine machen die Haut lichtempfindlicher und können in Zusammenhang mit UV-Bestrahlung zu Hautentzündungen (Angelicadermitis) führen. Für die Dauer der Anwendung von Angelikawurzel oder deren Zubereitungen sollte daher auf längere Sonnenbäder und intensive UV-Bestrahlung verzichtet werden.
Das Öl der Wurzel ist als schwach giftig klassifiziert, im Endprodukt sollte daher nicht mehr als 3,9% Öl enthalten sein.
Kontraindikation:
Größere Mengen Engelwurz sollten während der Schwangerschaft vermieden werden, da sie abtreibend wirken können.
Geeignete Ergänzungen:
Schleifenblume, Kümmel, Mariendistel, Melisse, Pfefferminze, Schöllkraut, Süssholz und Kamille
Anwendung:
- Tagesdosis: 4,5 g Droge
- 1,5-3 g Fluidextrakt (1:1)
- 1,5 g Tinktur (1:5); Zubereitungen entsprechend
- 10-20 Tropfen ätherisches Öl
Innerliche Anwendung:
Aufguss:
- 1,5 g getrocknete Wurzel mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und den Sud dreimal täglich vor dem Essen trinken oder
- 2-5 g getrocknete Blätter, dreimal täglich vor dem Essen einnehmen
Tinktur (1:5):
- die Tinktur aus den Blättern wird dreimal am Tag aufgetragen (2-5 ml)
- bei der Wurzeltinktur werden 1,5 g pro Tag empfohlen
- Flüssigextrakt (1:1):
- vom Extrakt aus den Blättern dreimal täglich 2 bis 5 ml einnehmen
- vom Extrakt aus der Wurzel: 1,5 bis 3 g/Tag
Ätherisches Öl:
- vom Öl der Wurzel oder Blätter: 10–20 Tropfen am Tag verwenden
Äußere Anwendung:
Engelwurz-Bad: 100 g Engelwurz mit 1 L Wasser übergießen und zum Sieden bringen. Flüssigkeit 15 Minuten kochen und abseihen, dann dem Vollbad hinzugeben. Bei Bedarf 2 Bäder pro Woche.
Zubereitung Tee:
1,5 g getrocknete Wurzel mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und den Sud dreimal täglich vor dem Essen trinken